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Kreuz- und Marterlweg


Zeugnisse unverstellter Volksfrömmigkeit

1 Stunde 5 km GPX - Datei

Themenweg / Lehrpfad Rundtour

Zu den Zeugnissen unverstellter Volksfrömmigkeit


Die Marterl und Kreuze in den Waldgebieten südlich von Neumarkt spiegeln eine bodenständige Frömmigkeit wider, die in der Oberpfalz nach wie vor lebendig ist. Die Kurzwanderung zu diesen Zeugnissen unverstellter Volksfrömmigkeit in der Siedlung Hasenheide ist geeignet für alle Tage – und auch für Menschen mit leichter Gehbehinderung und für Familien mit Kinderwagen.

Der Stadtteil Hasenheide entstand ursprünglich als Arbeitersiedlung der Firma Pfleiderer; dieser Charakter ist bis heute sichtbar geblieben. Der Weg führt durch die Wälder der Hasenheide, einer fast ebenen, von kleinen Dünen geprägten Naturlandschaft, deren östlicher Teil als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Unterwegs entdeckt man die kleinen religiösen Schmuckstücke als Orte der Besinnung, an denen sich der gestresste Mensch erholen und zu innerer Einkehr kommen kann.

Start / Ziel: Sportheim 1. FC Neumarkt Süd
Parken: Sportheim 1. FC Neumarkt Süd, Fasanenweg 6
Länge: 5,3 km, Höhenmeter: 20 m, Gehzeit: 1½ Std.
Schwierigkeit: leicht / familiengeeignet
Einkehrmöglichkeiten: Diverse Einkehrmöglichkeiten im Stadtgebiet
ÖPNV:  Neumarkt Bahnhof /  Linie 568, Bahnhof-Hasenheide, Bushaltestelle „Hasenheide Schule“ (werktags stündlich)

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Kreuz-und-Marterlweg – Wegbeschreibung


Lassen Sie uns zur Ruhe kommen! Am besten, indem wir uns zu Fuß auf den Weg machen. Der Kreuz- und Marterlweg südlich von Neumarkt bietet dafür eine angenehme Möglichkeit. Er führt uns zu stillen Orten, Stätten der inneren Besinnung, abseits von Alltagsstress und ständiger Erreichbarkeit.

Wir starten bei Tafel 4161 mit Rotpunkt am Förstersteig, unmittelbar an der Einfahrt in die Siedlung Hasenheide (oder alternativ ab Bahnhof bei T-4111 mit dem Judenweg (Weißpunkt auf Braun) Richtung „Jüdischer Friedhof“, am Abzweig zum Friedhof ohne Markierung entlang der Ingolstädter Straße bis zum Burger King, von dort linker Hand zum Startpunkt).

Gleich hier begrüßt uns ein buchsbaumumstandenes Feldkreuz. Es lädt ein zur Meditation, lässt uns den vorbei brausenden Verkehr der lärmenden B8 vergessen.

Unser Weg führt nun hinein in die Wälder der Hasenheide, einer fast ebenen, von kleinen Dünen geprägten Naturlandschaft, deren östlicher Teil als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.

Die mageren Böden sind Folge der nacheiszeitlichen Schiebungen und den Geröllablagerungen, die vermutlich die Ur-Pegnitz hinterlassen hat. Knorrige Kiefern, Farne und Trockenheit liebende Gräser prägen das Landschaftsbild.

Ein wenig später, entlang der Bahnlinie nach Regensburg, erreichen wir den Bildstock mit dem Marienbild der MTA-Schönstadt-Bewegung, das mit Blumenschmuck verziert an einer Efeu umrankten Kiefer befestigt ist. Gelegentlich begeht der Neumarkter Seniorenclub hier seine Maiandacht.

Unser weiterer Weg lässt uns auf unangestrengte Weise aufmerksam werden: das betörende Zwitschern der Vögel, das leise tönende Summen der Sengenthaler Industrieanlagen aus der Ferne, der Duft frischen Farns, der Geruch von Morcheln und verwelktem Gras, die verwirrenden Lichtspiegelungen.

Unsere schönen, naturbelassenen Waldwege bringen uns auf die Zeugenbergrunde, einem auserlesenen Wanderweg und dem ersten „Leading Quality Trail“ Süddeutschlands. Rechts abbiegend, führt uns unser Weg durch das Kapellenholz.

Sonnige Kiefernbestände wenden sich uns zu. An der vor uns liegenden Lichtung („Im Ursprung“) befindet sich das schön restaurierte Marterl des heiligen Josef, Zimmermann und Schutzpatron der Arbeiter, auf marmoriertem Fundament.

Für uns ist es Anlass, an diesem schönen Ort die Blicke schweifen zu lassen, die Gedanken auf das Wesentliche zu fokussieren, Zuversicht und Kraft zu sammeln.

In südlicher Richtung kommen wir an den nördlichsten Häusern von Sengenthal vorbei; die schönen Waldwege führen uns weiter, zunächst in westlicher, später in nördlicher Richtung.

Hier findet sich das (vollständig erneuerte) Blechbild des heiligen Apostels Paulus des Schreibenden von Tarsus, der als Missionar des Urchristentums wirkte und seine Verbreitung maßgeblich beeinflusste.

Innere Ruhe umfasst uns auf dem weiteren Weg durch die heitere und besinnliche Waldlandschaft. Der Waldweg führt östlich der früheren B299 entlang. Auch das gibt Anlass zum Nachdenken: Auch Verkehrswege sind vergänglich!

Aus der früher belebten Bundesstraße ist nun ein beliebter Radweg geworden. Nun herrscht wieder Waldesruhe. Vorbei an Ebereschen, Vogelbeere und Heidelbeergesträuch wendet sich unser Weg nun mehrmals abbiegend den Sportanlagen im Süden der Siedlung Hasenheide zu.

Gewundene Waldwege bringen uns über leicht hügeliges Gelände weiter in östlicher, später in genau nördlicher Richtung. Bizarre, knorrige, fast knochenhafte Kiefern geben Anschub für Träume und Imaginationen: Hat die Moderne von der Natur gelernt?

Die immer verlässliche Markierung Rotpunkt unseres Wegs führt uns nun wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt.

Nach so viel innerer Entspannung sei auf eines dennoch hingewiesen: Wer möchte, kann unterwegs in der Sportgaststätte des 1. FC Neumarkt-Süd zu Brotzeit und Bier einkehren. Essen hält Leib und Seele zusammen!

Kreuz-und-Marterlweg – Hintergrund


Die „Marterl“ und Bildstöcke sind Ausdruck gebende Kulturelemente unserer schönen Oberpfälzer Landschaft und blicken auf eine lange Geschichte zurück:

Schon im Spätmittelalter wurden sie als Sühnezeichen aufgestellt, um nach einem Verbrechen das Andenken an den Getöteten zu wahren, aber auch als memento mori, also als Mahnung angesichts des Tods. Kleine Kapellen, Bildstöcke und Kruzifixe in der Natur wurden später auch gebaut, um Gott nach der Genesung von einer schweren Krankheit zu danken.

Seltene Funde an „Bildern“ deuten darüber hinaus auf noch frühere, vorchristliche Vorstellungen hin.

Die Marterl und Kreuze in den Waldgebieten südlich von Neumarkt sind jüngerem Datums. Sie spiegeln eine bodenständige Frömmigkeit, die in Neumarkt nach wie vor lebendig ist, wieder.

Der Stadtteil Hasenheide entstand ursprünglich als Arbeitersiedlung der Firma Pfleiderer, deren Charakter bis heute sichtbar geblieben ist. Namensgebend für die Siedlung dürfte eine gleichnamige Kolonie im Berliner Stadtteil Neukölln gewesen sein, die dem in Berlin / Charlottenburg geborenem Ingenieur Günther Ewald Werner Kuch in Erinnerung war.

Eine andere Deutung des Namens rührt von der in der Arbeiterschaft üblichen Kleintierhaltung von Hasen zur Ergänzung ihres Nahrungsangebots her.

Heute dienen die kleinen religiösen Schmuckstücke als Orte der Besinnung, an denen sich der gestresste Mensch erholen und zu innerer Einkehr kommen kann. Jenseits des klassischen Kulturbetriebs stellen sie echte Volkskunst dar und genießen bei der Bevölkerung nach wie vor hohe Wertschätzung.